Tag 2, 8. November 2013
Nach dem ich wie ein Stein geschlafen hatte wurde ich viel zu früh von der Sonne geweckt.
Gleich als Negativpunkt für das Hotel notiert. Zwar gibt es (dankenswerterweise) Vorhänge vor den Fenstern (Ostausrichtung), aber sie schließen nicht komplett ab. Dadurch hatte ich ab fünf Uhr und irgendwas an Minuten einen Streifen gleißenden Sonnenlichts im Gesicht. Da dauert es nicht lange bis man aufwacht und wie ein verschlafener Vampir verzweifelt versucht sich mit den Händen vor der Sonne abzuschirmen, bis man schlussendlich doch aufsteht und an den Vorhängen rumrobbt nur um festzustellen, daß es nichts bringt.
Tagesprogramm für heute: Westfield Carousel - Angeblich das größte Shopping Center in Westaustralien (hab ich irgendwo im Internet gelesen, glaube nicht das es stimmt)
Fraglich nur, wie dahin kommen? Mein guter Freund Google meinte kein Problem, steig einfach in des Bus ein und beim Westfield Carousel wieder aus.
Klingt im ersten Moment idiotensicher. Nun wurde aber mein Vertrauen in die Vorschläge von Google (betreffend Navigation) aufgrund ganz schön vieler Müllvorschläge in Thailand (im Nachhinein habe sie sich als Quatsch herausgestellt) ziemlich erschüttert. Darum habe ich zur Sicherheit noch meine Navigations-App zu rate gezogen. Die kannte aber kein Westfield Carousel (zumindest in Australien, wollte mich dann irgendwo in die amerikanische Pampa leiten).
Hab dann bei Google Maps geguckt wo ungefähr auf der Karte das Einkaufszentrum liegt und das dann der Navi-App verraten.
Knapp fünfzehn Kilometer, fast nur geradeaus der Straße folgen. Ist doch super. Auf den Weg komme ich auch am Fahrradverleih vorbei, wo ich am 3. Tag ein Rädchen leihen wollte.
Was sind schon fünfzehn Kilometer, da spare ich mir doch das Busgeld. Gedacht und getan.
Unglaublich wie weit fünfzehn Kilometer in Australien sind. In Frankfurt schaffe ich acht Kilometer in einer guten Stunde - vorausgesetzt ich habe mich gut mit Koffein vorbereitet (intravenös den puren Stoff und unterwegs wird Jacobs Dröhnung gekaut).
Aber in Perth? Dios Mío, ist das weit. Etwas über vier Stunden bin ich gelaufen. Man war ich kaputt als ich angekommen bin. Und gemessen an dem mich umgebenden Citinpanzer muss ich gestunken haben wie eine ganze Frettchen Farm. Bei diesem (Gewalt)Marsch habe ich mir auch den Sonnenbrand auf meiner Hand geholt. Ist schon doof, wenn man nicht in der Lage ist sich ganzheitlich mit Sonnencreme ein zu crèmen. Oder ich hätte mir nach dem eincremen nicht die Hände waschen dürfen. Hätte, hätte, Fahrradkette.
So lang er auch war (ob fünfzehn Kilometer oder mehr), schön war er der Weg. Petrus war mir auch gewogen. Obwohl Sonnig, war es nicht zu warm und wenn ab und zu ein laues Lüftchen ging (nicht von mir verursacht) war es sogar richtig angenehm.
Und wieder habe ich über diese satten Farben gestaunt. Ich glaube die Australier selbst können sich daran nicht mehr erfreuen, da es für sie Alltag ist. Aber meiner einer, wie schon beim ersten Tag geschrieben, das letzte mal, dass es so farbenprächtig in meinem Leben war, war in meiner Kindheit *inerinnerungschwelg*.
Höhepunkte meines Ganges nach Westfield
Abgesehen davon, dass ich auf meinem Weg meinen Fotoapparat geschont hatte, habe ich auch etwas "erlebt".
So habe ich meine erste Erfahrung mit dem australischen Preismodell gemacht (Kühlung kostet Vierhunderprozent Aufschlag).
Es war sonnig, es war warm und ich habe mich bewegt. Da wird man zwangsläufig irgendwann durstig.
Geldbörsenfreundlich wurde am Supermarkt mit 0,99 AUD für 1,5 Liter Wasser geworben. Innerlich jubelnd bin ich rein und habe erstmal zehn Minuten gebraucht, bis ich das Wasser aus dem Angebot gefunden hatte. Blöd nur, dass es pisswarm war. Doch solange es flüssig ist, sollte es mir recht sein (warmes Wasser ist für den Körper sowieso bekömmlicher). Als ich langsam zur Kasse geschlürft bin, passierte ich einen Kühlschrank mit einhundertprozentig dem selben Wasser drinnen, nur halt gekühlt und ohne Preisschild.
Warmes Wasser mag bekömmlicher sein, gekühltes Wasser ist aber kälter. Also zurück mit der warmen Brühe und eine Flasche von dem kalten Wasser geschnappt. Der Hase/Schlange Moment kam an der Kasse: 4 Australische Dollar!!!
Ich höre übrigens Udo Jürgens während ich das hier zeitraubend auf meinem Nexus 7, gen. 1, Tablet tippe.
Genau kann ich es nicht mehr benennen, aber es müssen etwa zwei bis zweieinhalb Stunden vergangen sein, bis ich die erste Rast eingelegt hatte.
Ich war gerade in einer schnuckeligen englisch aussehenden Straße mit vielen kleinen Geschäften und Restaurants.
Ohne zu frühstücken war ich morgens losgestiefelt und da brauchte ich einfach eine Kaffeepause. Der Coffee Shop war ansprechend und die Preise bewegten sich auf deutschem Niveau. Doch schade, schade, es gab kein Frappe. Nur Iced Coffee. Na wenn es den sein muss. Iced Mocca bestellt, meinen Namen genannt (Nein, es war nicht Starbucks) und auf die Fertigstellung gewartet.
Seit meinem Irland-Intermezzo mag ich es, wenn Engländer meinen Namen aussprechen. Besonders wenn sie weiblich und hübsch sind. Das mit dem hübsch ist in Australien so eine Sache und war auch im Coffee Shop nicht besser. Die gute war geschminkt wie ein Clown, hat aber trotzdem nicht geholfen.
Hab jetzt den Fäden verloren also zurück zum Iced Mocca. War okay. Starbucks kriegt es auch nicht schlechter hin.
Eigentlich bin ich in dem Coffee Shop eingekehrt, da ich der irrigen Annahme war, fast am Ziel zu sein (war ich naiv) und wollte kurz rasten und mit frisch aufgeladenen Batterien schoppen zu gehen.
Nach einer (längeren) orientierungsphase auf der Karte habe ich festgestellt, dass ich nicht mal die Hälfte der Strecke zurück gelegt hatte. Uff. Immerhin hatte ich mich nicht verlaufen (kann ich gut). Also auf und weiter.
Am Ende des knuffigen Sträßchens fand ich neben einem Target Markt auch ein McDonalds Restaurant (darf ich die Restaurant nennen?).
Schon den zweiten Tag nichts gegessen, da erscheint ein McDonalds-Burger wie das Ambrosía der Götter.
Der (leicht aufgedrehte) Verkäufer im McDonalds wollte mir nicht recht glauben, dass ich zu dem Cheeseburger nicht noch eine große Fritten und Cola wollte und hat deswegen noch fünf mal nachgefragt ob es denn wirklich nur ein Cheeseburger sein soll. Er konnte ja nicht wissen, dass ich zu Tode betrübt war über die mittlerweile verlorene drei Dollar und ein Cent teure Kühle meines Wassers.
Der Rest des Weges war unspektakulär, abgesehen von der Tatsache, dass es kurz böse bergauf ging.
Westfield Carousel, Perth, WA
Ich hatte es anfangs schon angedeutet, so knülle ist das Shopping Center nicht grade. Auch wage ich zu bezweifeln, dass es in ganz Westaustralien nichts größeres geben soll.
Alle Geschäfte waren im Erdgeschoss zu finden. Von großen Ketten bis zu kleinst Läden. Touristennepp und billigste Chinaklamotten kann man dort finden. War ganz interessant zu gucken. Wer nicht hingeht verpasst aber auch nicht viel.
Der Food-Court war auch nicht der Bringer. Hatte mir ein Gyros kaufen wollen, aber der Verkäufer meinte es wäre klein. Und? War meine Entgegnung auf den Hinweis, denn mir war nicht klar, was er von mir wollte. Es sei für Kinder gedacht, erwiderte er daraufhin.
Da ich anscheinend nicht mehr als Kind durchging, bestellte ich mir eine Männerpotion Döner.
Was ich dann bekam war ein Gemüsewrapp in dem sich (erfolgreich) ein Bisschen Fleisch versteckte. Geschmaklich okay, ob es 11 AUD wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Im ersten Stock des Westfield Carousel ist das Kino untergebracht. Ohne nachzufragen konnte ich aber nirgends einen Preis finden. Und außer dem Ticketverkaufsmäusschen war niemand zum fragen da. Wer mich kennt, weiß was jetzt kommt, ich habe mich natürlich nicht eingereit in die Schlange nur um nach den Preis zu fragen sondern habe mich auf den Weg zur Bushaltestelle gemacht. Denn zufuß zurück tigern, das ging nicht.
Asche auf mein Haupt, ich habe Google Unrecht getan. Mit dem Bus zurück zum Hotel? Ein Kinderspiel! Und so schnell. Musste nicht umsteigen und mit irgendwas um die 4 australischen Dollar auch nicht zu hoch bepreist. Hab es sogar geschafft gehabt (mit freundlicher Unterstützung des Busfahrers) an der richtigen Haltestelle auszusteigen. An dieser Stelle sei angemerkt, NIRGENDS im Bus wir angezeigt, welche die nächste Haltestelle ist!!!
Schnell noch etwas (warmes) Trinkwasser und ein Mikrowellen Gericht gekauft und ab ins Hotel.
Der Tag war gelaufen. Als ich langsam zur Ruhe kam, hatten sich meine Extremitäten verabschiedet. Rien ne va plus, nix geht mehr.